Wunderbar schwebende Melodie
Die Laufbahn Hans-Martin Limbergs ähnelt zunächst der eines jeden Kirchenmusikers: Studium der Schul- und Kirchenmusik in Detmold (1980-86), kirchenmusikalische Tätigkeiten in Münster und Bielefeld. Sehr bald aber begann er mit dem Aufbau und der Leitung verschiedener Jazzensembles, mit Jazzkompositionen und -Arrangements (unter anderem auch Filmmusiken für den WDR) seinen musikalischen Horizont zu erweitern.
Heute ist er vor allem bekannt durch seine Zusammenarbeit mit dem Saxophonisten Manfred Wordtmann und seine jazzinspirierte Orgelmusik, die er auf CDs und in zahlreichen Konzerten der Öffentlichkeit anbietet.
Mit MARANATA legt Limberg die dritte CD mit eigenen Werken vor. Diese ist jedoch die erste, die betont geistlichen Charakter hat. Den acht Stücken liegen liturgische Texte oder Gedanken geistlicher Autoren zugrunde, die Limberg musikalisch umzusetzen versucht. Die zupackende, klare rhythmische Struktur und die Jazz inspirierte Harmonik sind das verbindende Element der einzelnen auf dieser CD eingespielten Werke. Ansonsten bietet jedes Stück einen eigenen Kosmos: Während das „Maranata-Mantra“ eine Art Perpetuum Mobile über ein viertöniges Element bietet, beeindruckt „Nachtgesang“ und „Stern der Sehnsucht“ durch die wunderbar schwebende Melodie über raffinierter Begleitung. Anklänge an Debussys „Versunkene Kathedrale“ kann man bei „Traumkathedrale“ vernehmen -wohl bewusst. Die klare formale Struktur aller Werke macht auch dem unerfahrenen Hörer das Verfolgen der Komposition leichter.
Im Zentrum aber steht „Psalm 18“ – eine groß angelegte sinfonische Dichtung über des biblischen Königs Davids Danklied für Rettung und Sieg. Der toccatenhafte Beginn, der ein choralartiges Thema umschließt, kehrt am Ende der Komposition wieder und mündet in einen hymnischen Schluss (der dem „Gloria Patri“ des Psalms entspricht). Dazwischen weitet sich ein großzügiger melodiöser Mittelteil aus. Dieser Aufbau erinnert stark an Caesar Francks „Choral a-Moll“ (und lässt wieder einmal, wie auch an anderen Punkten, in sehr positiver Weise den erfahrenen Kirchenmusiker in Limberg erkennen).
In wie weit sich Limbergs Musik an den einzelnen Versen des Psalms orientiert, oder ob das Stück eher den Gesamt-Zusammenhang des David’schen Liedes betrachtet, bleibt bei dieser Form unklar.
Die Schmid-Orgel der St. Martin-Kirche in Kaufbeuren bietet Limberg für die Einspielung seiner Werke sehr gute Voraussetzungen. Limberg setzt die vielfältigen klanglichen Möglichkeiten des 50stimmmigen Werkes sehr geschickt und äußerst vielfältig ein. Besonders die diversen Solo-Mischungen beeindrucken. Die Aufnahmetechnik lässt keine Wünsche offen und bietet ein sehr gutes Klangerlebnis. Das sehr ansprechend gestaltete zweisprachige Booklet gibt zu den Werken immer auch die zu Grunde liegenden Texte an und ist durch einige Photos, eine Discographie und eine kurze Vita ergänzt.
„Neue Töne“, Werner Hespe, Juni 2006