Mitreißende Intensität
Für das Eröffnungskonzert der 13. Bensheimer Orgelwochen in der Michaelskirche hatte Dekanatskantor Konja Voll mit Hans-Martin Limberg einen Organisten der durchaus unkonventionellen Sorte eingeladen. …nach Bensheim kam Limberg jetzt mit dem Programm seiner CD „Maranata“, das acht geistlich inspirierte Orgelstücke zu einer ebenso abwechslungsreichen wie gehaltvollen Suite vereinigt. Die instrumentale Gewandtheit und stilistische Vielseitigkeit dieses erfrischend aufgeschlossenen Organisten verfehlten auch bei den neuen Orgelfans in der Michaelskirche ihre Wirkung nicht. Verblüfft registrierte man, wie stimmig in Limbergs stets eingängiger Klangsprache unterschiedliche Einflüsse von der Jazzmusik bis hin zur französischen Orgelmoderne zusammenfanden.
Nichts erschien gekünstelt oder gar effekthascherisch, alles diente bruchlos der jeweiligen spirituellen Stückidee. Mitreißende Intensität entfaltete der Organist besonders in den virtuosen Sätzen der Sammlung: hier zeigte sich Limberg als passionierter Jazzer ganz in seinem rhythmischen und improvisatorischen Element. Suggestiv bereits das orientalisch getönte Eröffnungsstück „Maranata-Mantra“, unwiderstehlich „Rhythm of time“ und „Creator spiritus“ mit ihrem elementaren Drive, herausragend expressiv der geradezu episch angelegte „Psalm 18“- eine Orgelrhapsodie von bemerkenswerter erzählerischer Kraft und Farbenfülle.
Vielgestaltiger, experimentierfreudiger und zugleich örerfreundlicher als Hans-Martin Limbergs „Maranata“-Zyklus kann moderne rgelmusik kaum sein. Der starke Schlussbeifall für den Gast lieferte die Bestätigung: das Publikum hatte einen der originellsten Abende in der Geschichte der Bensheimer Orgelwochen erlebt.
Klaus Roß, Bensheimer Kurier, 9.9.11