In der Sprache unserer Zeit
(…) Musik ist im Grunde wertneutral, denn sie wird in ihrer unterschiedlichen Ausprägung von der ethnischen und geografischen Umgebung und darüber hinaus ganz besonders von der jeweiligen Entstehungszeit geprägt. Auch in der Barockzeit „tanzten die Pfeifen“, wenn in Orgelkompositionen Elemente der damaligen Tänze wie Menuett oder Bourree verwendet wurden.
Auch der oft eingeforderte geistige Bezug zum christlichen Glauben war in den Kompositionen von Hans-Martin Limberg hergestellt. Mit „Sambucalaya“ eröffnete er sein Programm in beschwingter Eleganz. Im „Psalm 18“ offenbarte er sich dann als ein Komponist, dem der Jazz zwar im Blut steckt, der ihm jedoch bei der Schilderung der dramatischen Thematik dieses Psalms nicht mehr genügt.
Die Abschnitte, in denen Gottes Zorn „im Himmel donnert“ und wo er dem Menschen Kraft gibt „seine Feinde zu zerschmettern“ werden mit aparter Harmonik und spannungsvollen Steigerungen zum Ausdruck gebracht. Die Beruhigung führt schließlich zu friedvoller Ausgeglichenheit und hymnischer Verehrung. Die kontemplative Ruhe des eindringlichen Gebets in „Prayer“ weitet sich zu gefühlsbeladenen Emotionen, um allmählich wieder zu stiller Versenkung zurückzufinden. Losgelöst von allem Irdischen schwebt die Seele schwerelos durch die weiten Räume der Unendlichkeit dem Himmel entgegen („Way to Heaven“), während der Komponist in „Rhythm of Time“ mit Verkehrslärm, Menschengewühl und der rastlosen Hetze unserm Gesellschaftsleben einen Spiegel vorhält. Hier erweist sich die Sprache des Jazz als ein echtes künstlerisches Medium unserer Zeit, das auf den vorurteilsfreien Betrachter von unmittelbarer Wirkung ist. Dass Limberg über eine makellose Finger- und Pedaltechnik verfügt, kommt seinen Kompositionen natürlich dabei sehr zugute.
Landsberger Tagblatt, 25.2.05