Hans-Martin Limbergs Klavier-Meditationen: Häppchenweise genießen
Einhundertachtzig Minuten Klaviermusik auf drei CDs – keine komponierte, sondern improvisierte Musik! Und das von einem einzigen Künstler: Hans-Martin Limberg. Das ist allerhand. Und vor allem ein klangliches Wagnis: Schafft Limberg es, immer etwas Neues zu kreieren, Ideen zu entwickeln, Klänge zu erfinden, die das Zuhören interessant machen und bleiben lassen?
Nun gut, niemand wird Limbergs drei neuen CDs nahtlos an einem Stück lauschen. Wenn doch, lässt sich schon eine gewisse „Masche“ erkennen, die der im Münsterland lebende Organist und Pianist Limberg pflegt – eine „Masche“, die tragfähig ist: im Großen und Ganzen setzt er auf eine meditative Atmosphäre, auf minimalistische, mal rhythmisch prägnante, mal flächig-impressionistische Klänge. Da ist viel Klavier-Farbe mit im Spiel, oft entstehen poesievolle Bilder oder verschlungen mäandernde kontrapunktische Strukturen, dann wieder zieht kirchentonal schwebender Weihrauch durch Limbergs Musik.
Das ist kunstvoll beherrschtes und mit viel Fantasie gefüttertes Improvisations-Handwerk, dessen Ergebnis durchweg der Zug des Andachtsvollen innewohnt: man könnte sich in Trance hören und wäre flugs in einer anderen Welt als der realen! Aber das will vermutlich selbst Hans-Martin Limberg nicht – oder wenn, dann nur temporär. Insofern: die einhundertachtzig Minuten sollten häppchenweise genossen werden!
Christoph Schulte im Walde, Westfälische Nachrichten, 9.6.2016