Vom Hasten und Hoffen

„Maranata“ ist eine der ältesten christlichen Gebetsformeln, die soviel wie „Unser Herr, komm!“ bedeutet. Hans-Martin Limberg hat sein Programm, das er am Samstagabend im Xantener Dom vorstellte, mit „Maranata“ betitelt. Auch eine Vertonung der christlichen Gebetsformel brachte er darin zu Gehör, die beispielhaft für seine intelligenten und sensiblen Kompositionen ist.

Indem Limberg die Viersilbigkeit und den Sprachrhythmus der Bitte „Unser Herr, komm!“ nahtlos in die Musik einfliessen ließ und beides stets aufrecht erhielt, wurde die Bitte zur elementaren Forderung. Wie ein Manifest blieb diese Formel bestehen -was auch immer sich um sie herum melodisch entwickelte. Das den Zuhörern der Text lediglich über die Musik gewahr werden konnte, war kein Manko, sondern eine besondere Stärke. Limbergs Kompositionen trafen alle erstaunlich genau den Kern des Themas, dem er sich musikalisch näherte.

Eingeleitet hatte der in Münster geborene Musiker den Abend mit einer Vertonung des 18. Psalms. Das Werk war ein besonderes Glanzlicht des Konzerts, blieb zumindest in seiner packenden Intensität unübertroffen. Mit einer mächtigen und oftmals wilden Vielstimmigkeit trug Limberg Zeilen des Psalms wie „er griff aus der Höhe herab und fasste mich, zog mich heraus aus gewaltigen Wassern“ Rechnung. Kräftige Crescendi leiteten nach 15 satten Minuten den Schluss ein. Was blieb war eine unheimliche Stille.

Nach diesem aufwühlenden Stück beruhigte Hans-Martin Limberg mit Hoffnung spendenden Melodien zum Titel „Stern der Sehnsucht“. Das Gefühl der Hoffnung kam auch bei „In Paradisum“ immer wieder durch, wenngleich die zurückgenommenen Töne zeigten, dass das Paradies auf der Erde eher erahnt als erlebt werden kann. Seinen eigenen Gedanken konnte Limberg vor allem mit der Komposition „Rhythm of Time“ Ausdruck verleihen. Mit rastlosen Sechzehntel-Triolen erzeugte er einen klanglichen Eindruck vom Hasten unserer Tage und dem raschen Wechsel der Gezeiten. Mit seinem Spiel bewies der Musiker sein starkes Talent dafür, über den Aufbau eines Stücks Inhalte zu transportieren, sowie klanggewordene Gefühle und Stimmungen auszudrücken. Passend gab er mit dem jazzigen „Take me Home“ nach einer guten Stunde noch eine Zugabe fürs Publikum.

WAZ, 26.10.05